#2 Corona

 

Meine Haare haben eine brobdinagische Länge erreicht und Toilettenpapier wurde zu einem viel zu bedeutenden Aspekt meines Lebens: Willkommen im Jahre 2020, dem Jahr, in welchem eine neuartige Pandemie unser aller Leben dominiert. Jeder besitzt eine eigene Meinung zu ebendiesem Thema und meine eigene möchte ich gar nicht preisgeben. Einzig und allein möchte ich über meinen Umgang mit dem Virus schreiben.

Wie so ziemlich jeder, glaubte ich erstmals nicht an einen Lock-Down, oder andere aus der Epidemie resultierende Konsequenzen. Und noch am gleichen Tag, an welchem ich mir immer wieder einredete, es gebe keine Dinge wie “Maskenpflicht“, “Hamsterkäufe“ oder “Toilettenpapier-Hype“ bekam meine Mutter eine Push-Mitteilung auf ihr Smartphone, die den Titel trug “Auch Thüringen beschließt den Corona bedingten Lock-Down“. Und von diesem Moment an wurde mir klar, wie sehr ich mich irrte. Anfangs war ich irritiert, doch nach und nach stellte ich mich darauf ein, die nächsten Tage zu Hause zu verbringen und einzig und allein Kontakt zu meiner Mutter, meinem Vater und meinem Bruder zu genießen. Und während sich die meisten Deutschen in klopapierhortende, paranoid werdende Hamster-Einkäufer verwandelten, begann ich (wie meine Mitschüler auch) die von den Lehrern gestellten Aufgaben zu bearbeiten. Diese Aufgaben beanspruchten einen Großteil meiner Zeit, weshalb ich nicht viel von den Umstände außerhalb meines Hauses mitbekam. Bis auf ein paar Stunden, welche ich auf der Terrasse verbrachte, hielt ich mich wirklich nur im Haus auf. Wenn ich mein Arbeitspensum geschafft habe, schaltete ich meistens den Fernseher an. Nach etwa 15 Minuten Free-TV, beschloss ich, meinen Medien-Konsum mit Büchern, Netflix & Co. zu betreiben. Keine Faser meines Wesens, wollte die ganze Zeit neues über in die Höhe schießende Todes-Zahlen erfahren, da diese negativen Fakten mich noch mehr demotivierten, als dies sowieso schon der Fall war. Die Bilder, die teilweise von New York, Italien und anderen Hot-Spots gezeigt wurden, waren sicherlich nicht nur für mich zu viel. Kontakt zu meinen Mitschüler hatte ich nur via Telefon oder dem wöchentlichen “Klassen-Video-Chat“, welcher für mich oftmals das Highlight einer Woche war. Auch meine restliche Familie konnte ich nur in einem Handy-Display sehen. Doch der Vorsatz “Kontakt-halten“ wurde mit der Zeit immer schwerer. Apropos schwerer: Meine anfangs große Motivation in Hinsicht auf die Schulaufgaben, schwand von Woche zu Woche etwas mehr. Nach ganzen 9 Wochen, in denen ich kaum etwas anderes sah als die eigenen 4 Wände, wurde das Kontaktverbot ein wenig lockerer und man konnte sich wieder mit einer Person treffen. Eine echte Erleichterung für mich. Langsam wurde die Gesellschafft wieder zur Gesellschafft. Nicht ganz, aber nach langen 11 Wochen, war es wieder möglich: ich konnte in die Schule. Nur ein Erfolg auf halber Strecke, da unsere Klasse in 2 Gruppen geteilt war, doch es war ein Erfolg. Es tat gut, wieder Kontakt zu Gleichaltrigen zu haben.

Doch wir dürfen keinesfalls glauben, die Epidemie sei zu Ende, denn wir stecken weiterhin in einer der größten Krisen der Menschheit. Und auch wenn man wieder ein Bisschen des normalen Zustands genießen kann, sollten wir vorsichtig sein und, so übel es auch sein mag, an die Bilder aus den USA und Italien denken…

Danke!